Zuletzt aktualisiert am 22. März 2021

Ein Online-Tool soll Absolventinnen von MINT-Fächern zu einer Karriere im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich ermuntern. Das Forschungsprojekt, in dem es entwickelt wurde, ist jetzt beendet. Das Tool bleibt. Gender2technik hat es getestet.

Das Projekt CHEFIN

Von Oktober 2017 bis September 2020 hat ein ein Forschungsverbund der RWTH Aachen und der TU Dortmund zu Frauenkarrieren im MINT-Bereich geforscht. Das Team um Ingrid Isenhardt, Professorin für Informationsmanagement im Maschinebau, und Uwe Wilkesmann, Professor für Hochschulbildung, hat die Ergebnisse genutzt, um ein Online-Tool zu entwickeln. Das „CHEFIN“-Tool soll insbesondere Absolventinnen bei den nächsten Karriereschritten unterstützen. Der Projekttitel „CHEFIN“ steht dabei für „Chancengerechte Entwicklung von Frauenkarrieren in MINT-Berufen“. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Unter www.check-deine-karriere.de können Interessierte das Tool nutzen. Dazu werden zunächst einige Daten abgefragt, wobei konsequent geduzt wird: Bist du aktuell noch im Studium? Master oder Bachelor? Was studierst du? Fragen nach dem Geschlecht und vorhandenen Arbeitserfahrungen folgen. Zuletzt können persönliche Karriereziele als Freitext eingegeben werden.

Entsprechend der Eingaben erhalten die Userin – aber auch der User – dann Tipps für die eigene Karriere in acht Kategorien, so zum Beispiel „Unterstützung suchen“, „Work-Life-Balance“, „Karriereplanung“ oder „Leadership“. Sehr praktisch: Diese können als PDF gespeichert werden.

Das Tool im Check

Unser Fazit gleich vorweg: Das Tool enthält viele gute MINT-spezifische Tipps, die Interessierte nicht überall finden. Es bietet aber auch reichlich Input, der an vielen anderen Stellen nachgelesen werden kann: von Ideen zur Stärkung des Selbstbewusstseins bis hin zu solchen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So gehen die neuen und MINT-spezifischen Infos etwas in der Fülle unter. Unsere Empfehlung für die Macher*innen dieses Tools: Auf die MINT-spezifischen Tipps beschränken und alles andere weglassen.

Lebenslauf einer Verkehrsplanerin mit Kommentaren in Sprechblasen
Lebenslauf einer Verkehrsplanerin mit ihren eigenen Kommentaren./Quelle: Screenshot CHEFIN

Gut gefallen haben uns zum Beispiel die Original-Lebensläufe von Frauen, die im naturwissenschaftlich-technischen Bereich eine Führungsposition bekleiden und ihre einzelnen Karriereschritte in Sprechblasen rückblickend kommentieren. Hier geben eine Abteilungsleiterin bei einem Fahrzeughersteller, eine Projektleiterin bei einem Verkehrsunternehmen oder eine promovierte Maschinenbauingenieurin einen Einblick in ihren beruflichen Werdegang.

Tech-Gründerinnen

Hilfreich ist aus unserer Sicht auch die Ermunterung, ein Start-Up zu gründen. Hier gibt es spezifische Links zu Gründerinnen in der Tech-Branche, sogar zu einem Podcast, in dem Tech-Gründerinnen von ihren Erfahrungen berichten, aber auch zum Gründungswettbewerb Digitale Innovationen. Auch die Empfehlung, die Bachelor- oder Masterarbeit in einem Unternehmen zu schreiben und so erste Kontakte zu knüpfen, eröffnet gerade im MINT-Bereich sicher neue Erfahrungen und Perspektiven.

Tipps noch nicht individuell genug

Insgesamt entstand allerdings der Eindruck, dass die anfangs eingegebenen (persönlichen) Daten keinen großen Einfluss auf die Auswahl der Tipps haben. Oft erhielten wir Empfehlungen, die nicht auf die eigene Situation passten. So wurde selbst bei der Angabe „männliches Geschlecht“ in der Rubrik Work-Life-Balance von Müttern geredet. Wir hätten uns hier mehr Personalisierung gewünscht, zum Beispiel auch das Weglassen der Betreuungs-Tipps für Personen, die keine Kinder haben.

Weitere, noch offene Wünsche sind eine Sammlung aller Links an zentraler Stelle, insbesondere zu weiterführenden Informationen, sowie detailliertere Informationen zu den Unterschieden zwischen den einzelnen MINT-Fachrichtungen.

//Rebecca Hahn

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