Lea-Sue schwärmt für Mode, Mia spielt Fußball, Charlotte verbringt jede freie Minute bei ihrem Pferd, Josephine tanzt Ballett und spielt Geige – aber was haben diese Hobbies mit MINT zu tun? Dem sind die drei Wissenschaftlerinnen Johanna, Linh und Patrizia in der KiKA-Sendung „Princess of Science“ auf den Grund gegangen. Ist das wirklich Wissenschaftsvermittlung oder doch eher nur „pinke Luft“?

Die Princesses of Science – Johanna, Linh und Patrizia

Warum fällt das Smartphone aus der Hand immer genau auf das Display? Wieso riechen manche Kleidungsstücke schon nach Schweiß, obwohl man sie gerade erst angezogen hat? Was passiert mit einem Kuchen, wenn man zwei Tüten Backpulver statt zwei Teelöffel in den Teig gibt? Und wie kann ein Ball eine Kurve fliegen? Das erklären die drei Wissenschaftlerinnen Johanna Baehr, Linh Nguyen und Patrizia Elinor Thoma in dem KiKA-Wissensmagazin „Princess of Science“. Möglichst nah am Alltag der Zielgruppe – jugendliche Mädchen – sollen die Themen sein. Und was genau sind passende Themen?

Nun, am besten fragt man die Zielgruppe dafür selbst. Jede Folge beginnt mit der Vorstellung eines Mädchens zwischen 12 und 16 Jahren, die erzählt, was ihr liebstes Hobby ist und ob sie weiß, wo darin MINT steckt. Anschließend gehen die Wissenschaftlerinnen auf die Suche. In ihrem Studio, das an eine gewöhnliche Wohnung erinnert, experimentieren sie, empfangen Gäste oder sprechen per Videoanruf mit Expert*innen. Eine der drei besucht zudem die „Ideengeberin“ der Folge und forscht gemeinsam mit ihr ein bisschen. Für diejenigen, denen es beim Zuschauen schon in den Fingern juckt, gibt es jeweils einen passenden „Lifehack“. Also eine Do-it-Yourself-Anleitung für beispielsweise einen veganen Lippenstift, ein Bienenwachstuch oder eine Katzenspielkiste. Und am Ende werden Portraits aller Protagonist*innen an die „Wall of Fame“ gehangen und sie bekommen ihr Krönchen zur „Princess of Science“ verliehen.

Drei Wissenschaftlerinnen als Role Models

Informatikerin Johanna zeigt Schülerin Hanna, dass man auch mit einer Möhre das Smartphone bedienen kann
Informations- und Elektrotechnikerin Johanna und Schülerin Hanna testen, ob sich das Smartphone auch mit einer Möhre bedienen lässt. /Bildquelle: ZDF/Sven Bender

Acht Wochen lang ab dem 13. Juni 2020 und immer samstags um 20:10 Uhr wurden die jeweils 25-minütigen Folgen des Wissensmagazins „Princess of Science“ auf dem gemeinsam von ARD und ZDF betriebenen Kinderkanal „KiKA“ ausgestrahlt. Der Gedanke dahinter ist an sich nicht neu: Insbesondere im MINT-Bereich fehlt es nach wie vor an weiblichen Fachkräften. Das Grundinteresse für MINT soll also mit diesem Format bei Mädchen geweckt werden. Die drei Wissenschaftlerinnen, die die Sendung moderieren, machen vor, wie es geht. Sie sind auch im „echten Leben“ Wissenschaftlerinnen: Patrizia Elinor Thoma ist Biochemikerin am Helmholtz Zentrum in München, Linh Nguyen ist Chemikerin und Physikern an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Johanna Baehr forscht als Elektro- und Informationstechnikerin an der Technischen Universität München.

Statt MINT nur N(aturwissenschaften)

Ein bunt gemischtes Team – nicht nur, was die Forschungsgebiete der drei angeht. Die Elektrotechnikerin Johanna Baehr hat pinke Haare und Patrizia Elinor Thoma einen Sidecut und Zopf. Und auch charakterlich sind die Wissenschaftlerinnen doch recht verschieden, was der Sendung aber sehr guttut. Während Linh Nguyen zusammen mit der 15-jährigen Josephine den Luftwiderstand bei einer Pirouette untersucht, lässt sich Johanna Baehr von dem besonders ausgeprägten Geruchssinn der Personenspürhündin Alia suchen. Patrizia Elinor Thoma testet zwölf Tage lang die „No Poo“-Methode, setzt also bei der Haarwäsche auf Roggenmehl statt Shampoo.

So sehr aber auch versucht wird, Stereotype zu vermeiden, scheinen die Themen der Sendung doch das ein oder andere Mal der „Klischeekiste“ zu entstammen, beispielsweise die Themen „Mode“, „Kosmetik“ oder „Tanz und Musik“. Noch dazu sind wirklich technische oder mathematische Inhalte in den acht Folgen eher spärlich gesäht. Der Fokus liegt doch eher auf den Naturwissenschaften. Dass in der Folge „Mode“ berechnet wird, dass man mit nur jeweils drei Mützen, Hosen und Pullovern ganze 27 Outfits zusammenstellen kann oder dass Johanna Baehr in der Folge „Kosmetik“ in anderthalb Minuten Sendezeit einen Föhn auseinandernimmt, kann über diesen Eindruck auch nicht wirklich hinwegtäuschen. Nach der ersten Folge, in der sich alles um das Handy dreht, wie es von innen aussieht, wie der Touchscreen funktioniert oder welche seltenen Erden darin verbaut sind, waren die Erwartungen doch andere.

„Princess of Science“ – vermeintlich stereotyp

Auch über den Titel des Wissensformates lässt sich streiten, ob nicht gerade der das Ganze wieder zu stereotyp verpackt. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte das ZDF jedoch, man habe den Titel „bewusst provokativ gewählt, um mit dem typischen Bild der Prinzessin zu brechen“. Und auch die Twitter-Gemeinde zeigt sich einsichtig, da das Format genau bei der Zielgruppe offenbar gut ankommt:

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Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte: Alle Folgen sind noch in der KiKA-Mediathek abrufbar. Auch eine zweite Staffel ist nach Angaben von KiKA zwar nicht konkret geplant aber auch nicht ganz ausgeschlossen.

Und wie sagen Johanna, Linh und Patrizia doch am Ende jeder Folge so schön: „Wenn auch mal etwas nicht gleich so funktioniert, nicht aufgeben. Krönchen geraderücken und weiterforschen!“

Nicht das erste Wissenschafts-Format

„Princess of Science“ ist nicht das erste Format, mit dem der Kinderkanal für die Wissenschaft sensibilisieren möchte. Seit Anfang 2019 begleitet KiKA mit der Sendung „KiKA LIVE“ die Trainees Dr. Insa Thiele-Eich und Dr. Suzanna Randall der Initiative „Die Astronautin“. Die beiden „KiKA LIVE“-Moderator*innen Jess und Ben waren schon im Back-up-Kontrollzentrum der Raumstation ISS und besuchten Insa und Suzanna bei verschiedenen Trainingseinheiten.

Aber auch Universitäten selbst nahmen sich dem Thema bereits mit Videoformaten an. Die Web-Serie „Technically Single“, die in Kooperation der Technischen Universität München (TUM) und der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) entstanden ist, soll jungen Frauen mehr Lust auf ein MINT-Studium machen. In der Serie, in der unter anderem Maria Furtwängler mitspielt, geht es um die emanzipierte Juli, die ein Elektrotechnik-Studium beginnt, was ihr Freund Thorsten gar nicht so cool findet.

Die Rostocker Wissenschaftslandschaft sollte mit der fünfteiligen Science-Soap „Sturm des Wissens“ hervorgehoben werden. Das Konzept erarbeitete der Verein „[Rostock denkt 365°]“, ein Zusammenschluss aller Wissenschaftseinrichtungen der Regiopolregion Rostock. Inhaltlich geht es um die junge Nele, die in Rostock ihr Talent für Physik erkennt, dabei hatten ihre Eltern sie eigentlich für eine Hotel-Laufbahn dorthin geschickt. Gemeinsam mit Freund*innen entdeckt sie die wissenschaftliche Vielfalt von Rostock.

/Paulina Zacharias

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