Jugendliche werden von Erwachsenen oft für ihren scheinbar übermäßigen Social Media-Konsum kritisiert und insbesondere Mädchen haben viel Freude an der Foto-App „Instagram“. Könnte ein Technik-Instagram-Account dabei helfen, mehr Mädchen für MINT zu begeistern?

Eine Bachelor-Arbeit, die eine Studentin des Technikjournalismus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg jetzt geschrieben hat, zeigt: Es kann durchaus erfolgversprechend sein, Mädchen mit MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in Berührung zu bringen, wo sie es bislang weniger erwarten, die Mädchen also dort abzuholen, wo sie ihre Freizeit verbringen.

MINT und Instagram – besteht da ein Zusammenhang?

Ob Girls‘ Day, Ada-Lovelace-Projekt oder Get together – all diese Projekte verfolgen das Ziel, mehr Mädchen für MINT-Projekte zu begeistern und sind auch auf Instagram aktiv. Das Projekt „Girls‘ Day“ stellt bekannte Wissenschaftlerinnen und interessante MINT-Projekte vor. Die Gleichstellungsinitiative der Hochschule Anhalt ist seit 2015 mit „Make up your MINT[A1]  aktiv und bewirbt unter anderem das eigene Sommerpraktikum. Auch das Forschungsprojekt „Gender-Technik-Journalismus“ der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg führt seit 2018 mit den „technikfreundinnen“ einen Instagram-Account. Die bekannteste deutsche Technik-Youtuberin ist Sara Beckmann als „Frau Technik“ Auf ihrem Instagram-Account bewirbt sie ihre Videos und gibt Einblicke hinter die Kulissen.

Erfolgreich sind diese Youtube-Accounts dann, wenn die Beiträge gut durchdacht sind, die Bilder einen professionellen Eindruck erwecken und eine persönliche Note erkennbar ist. Das hat die Analyse der User*innen-Interaktionen bei diesen Accounts, die Paulina Zacharias Ende 2018 durchgeführt hat, ergeben. Eine auf diesen Ergebnissen aufbauende Diskussion mit sieben Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren hat zudem gezeigt: MINT-Themen wirken nicht per se langweilig oder uninteressant. Verpackt in einer guten Geschichte, einem lustigen Fakt oder einer spannenden News haben Mädchen durchaus Interesse daran.

MINT-Posts mit persönlicher Note

Im Detail hat die Analyse von Paulina Zacharias gezeigt, dass insbesondere Fotos, auf denen eine Person zu sehen ist oder Posts, die Themen aus dem privaten Alltag der Mädchen behandeln, „Likes“ und Kommentare erhielten. Längere Beiträge provozierten zudem mehr Interaktionen als kürzere. Die Vermutung, dass Posts mit besonders klarem Bezug zu MINT weniger Interaktionen der Nutzerinnen bewirken, wurde nicht bestätigt. Im Gegenteil: es scheint viel mehr darauf anzukommen, wie die Themen verpackt sind.

In den Diskussionsrunden bestätigten die Mädchen, dass private Themen oder Personen auf den Bildern Interesse hervorrufen. Lange Texte scheinen die Mädchen auch bei Technik-Themen nicht abzuschrecken, solange sie lesbar und verständlich sind. Mehr als 14 Hashtags wurden als negativ empfunden.

Hingucker: Schöne Fotos, auch von Technik

Bei einer Foto-App nicht verwunderlich: die Mädchen wünschen sich durchdachte und qualitativ hochwertige Fotos. „Schnappschüsse“ werden ausschließlich in den Instagram-Stories toleriert. Und natürlich muss der Text zum Bild passen. Die 14- bis 17-jährigen Mädchen waren eher beobachtend, „likend“ und kommentierend auf Instagram unterwegs als dass sie eigene Accounts aktiv pflegten. Likes und Kommentare erhalten Posts nur dann, wenn sie ihnen außerordentlich gut gefallen oder ein diskussionswürdiges Thema behandeln.

Noch immer ergreifen deutlich weniger Frauen als Männer einen Studiengang, der den MINT-Fächern zugeordnet werden kann. Das zeigen Zahlen des Statistisches Bundesamtes von 2018. Der aktuellen JIM-Studie von 2018 nach wird gerade Instagram von 67 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren regelmäßig genutzt, von 51 Prozent sogar täglich. Nach Whatsapp ist Instagram damit die beliebteste Social Media-Plattform bei den Jugendlichen.

/Paulina Zacharias

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