Zuletzt aktualisiert am 22. Februar 2019
„Technically Single soll jungen Frauen und Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren Lust auf die sogenannten MINT-Studienfächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) machen und mit einigen damit verbundenen Klischees aufräumen“, so die Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF).
Juli, eine emanzipierte Frau, die weiß, was sie will: Elektrotechnik studieren. Als sie aber die Zusage auf einen Studienplatz erhält, findet ihr Freund sie plötzlich gar nicht mehr so cool und serviert sie kurzerhand ab. Das wiederum findet Juli nicht cool, wer will schon gern verlassen werden, also versucht sie, ihren Thorsten zurückzuerobern, natürlich nur, um ihn dann selbst in den Wind zu schießen.
Doch was klingt, wie ein Teenie-Drama, ist eigentlich eine gut durchdachte Mini-Serie mit einem konkreten Ziel: „Technically Single soll jungen Frauen und Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren Lust auf die sogenannten MINT-Studienfächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) machen und mit einigen damit verbundenen Klischees aufräumen“, so die Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF).
TUM und HFF arbeiten zusammen
Die Idee zu der Serie hatte vor etwa vier Jahren der damalige Vizepräsident für Diversity und Talent Management an der Technischen Universität München (TUM), Klaus Diepold. „Helden aus den Ingenieurwissenschaften gibt es viel zu wenig. Heldinnen noch weniger“, sagt er zu der Idee. Mit dem Alumnus der TUM und späteren Creative Producer Tobias Grabmeier, drehte Diepold bereits zuvor mehrere Kurzfilme. Grabmeier trat mit der späteren Produzentin Helena Hufnagel und dem späteren Drehbuchautor und Regisseur Sebastian Stojetz, beide Alumni der HFF, in Kontakt. „Tobias kam dann auf mich zu und gemeinsam haben wir erste Ideen für die Umsetzung entwickelt“, erzählt Sebastian Stojetz. Insgesamt waren über hundert Personen an der Produktion beteiligt, darunter auch die Juli-Schauspielerin Alina Stiegler. Die Finanzierung des Projekts war eine der Hürden, die das junge Team bewältigen musste. Letzten Endes übernahmen dies die TUM, die HFF, der FilmFernsehFonds Bayern sowie weitere Sponsoren. Am 4. Oktober dieses Jahres fand auf den Filmfest Hamburg dann die Weltpremiere statt. Online abrufbar ist die Serie seit dem 13. Oktober.
Web-Serie als Format für die junge Zielgruppe
Insgesamt hat die erste Staffel der Serie „Technically Single“ fünf Folgen, die jeweils etwa zehn Minuten dauern, charakteristisch für so genannte Web-Serien. Für dieses Format haben sich die Macher ganz bewusst entschieden, da es gut zum veränderten Mediennutzungsverhalten junger Leute passe, so der Creative Producer. Die Folgen sind zeit- und ortsunabhängig online abrufbar. Entweder über die kostenpflichtige Online-Videothek Maxdome oder kostenlos auf der Internetseite des TV-Senders „Sixx“.
Scully-Effekt: „Akte X“ dient als Inspiration
Ein großes Ziel der Serie ist, junge Frauen stärker für Studiengänge im MINT-Bereich zu gewinnen, ein Ziel, was sich schon viele andere Projekte gesetzt haben. Die Macher von „Technically Single“ setzen dabei auf den aus den USA bekannten „Scully-Effekt“, der auf die Serie „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ zurückgeht. Denn die Hauptfigur der Serie, Dana Scully, FBI-Agentin und Forensikerin, soll zahlreiche Mädchen und Frauen dazu ermutigt haben, Berufe in den Naturwissenschaften zu ergreifen oder sich in anderen eher männerdominierten Berufen zu behaupten.
Eine Studie des „Geena Davis Institute on Gender in Media“ belegte in diesem Jahr, dass TV-Serien tatsächlich Wirkung auf die Berufswahl von Personen haben können. So seien die Befragten, die die Figur der Dana Scully kannten, eher bereit, einen Beruf im MINT-Bereich zu ergreifen, als diejenigen, die sie nicht kannten.
Maria Furtwängler spielt Professorin für Elektrotechnik
Die wohl namhafteste Schauspielerin der Serie ist Maria Furtwängler, vor allem bekannt als „Tatort“-Kommissarin in Niedersachsen. In „Technically Single“ spielt sie die Professorin für Regelungstechnik Ulrike Bornholm. „Produktion und Regie hatten von Anfang an die Idee, für diese Rolle Maria Furtwängler anzufragen. Sie hat ja an der TUM Medizin studiert“, erzählt Klaus Diepold. Furtwängler engagiert sich in diversen sozialen Projekten zur Stärkung von Mädchen und Frauen, gemeinsam mit ihrer Tochter gründete sie vor einiger Zeit die Stiftung „MaLisa“. 2017 war das Ergebnis einer von ihr initiierten Studie, dass Frauen in Film und Fernsehen immer noch deutlich unterrepräsentiert sind, was hohe Wellen in den Medien schlug. „Es war ein hoch gestecktes Ziel, eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen für unsere Serie zu gewinnen. Umso mehr haben wir uns gefreut, als die Zusage kam“, so Diepold.
Serien und Soaps bislang ohne Naturwissenschaftler/innen
Nach einem Monat, in dem die Serie nun online zu sehen ist, habe es viel positive Resonanz von Zuschauern gegeben, so die Verantwortlichen der TUM. Auch die Initiative Nationaler Pakt für Frauen in MINT-Berufen – „Komm, mach MINT“, findet die Idee einer solchen Web-Serie sehr gut. „Eine Webserie, die das oftmals stereotype Berufswahlverhalten von jungen Frauen und Männern in den Blick nimmt und mit diesen Stereotypen spielt, ist ganz in unserem Sinne“, so Christina Haaf von „Komm, mach MINT“. 2013 habe das Projekt „MINTiFF“ der Initiative gezeigt, dass sich Jugendliche gerade an Rollenbildern in deutschen Fernsehfilmen, Serien und Soaps orientieren. „Dort bleiben wissenschaftliche Berufsmilieus jedoch weitgehend ausgespart, Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftlerinnen und Ingenieure und Ingenieurinnen sind so gut wie nicht vertreten“, sagt Haaf.
„Sturm des Wissens“
Ein ähnliches Ziel wie nun „Technically Single“ verfolgte die Serie „Sturm des Wissens“, die im Jahr 2013 von dem Fernsehsender „MV1“ ausgestrahlt wurde. Die Verantwortlichen wollten wissenschaftliche Themen in eine leichte Soap verpacken und so vor allem junge Frauen für naturwissenschaftliche und technische Fächer begeistern. Entwickelt und gedreht wurde die so genannte „Science-Soap“ von Studierenden in Rostock.
Ob es in Zukunft ähnliche gemeinsame Projekte zwischen der TUM und der HFF geben wird, steht noch nicht fest. Auch eine zweite Staffel der Serie ist noch nicht geplant. Die Macher freuen sich erst einmal über die erste Staffel, Ideen gebe es aber genug, so Klaus Diepold. „Der Abschluss der ersten Staffel ist das erste Semester – das war der Bogen, den wir spannen wollten, und natürlich gäbe es noch ein paar weitere Semester“, sagt Tobias Grabmeier dazu und macht Hoffnung auf mehr.
/Johanna Schulze