Zuletzt aktualisiert am 10. April 2020

Am 7. April war der Weltgesundheitstag. Anlass für „gender2technik“ das Leben der Vorreiterin Gerty Cori näher zu beleuchten. 1947 erhielt sie zusammen mit ihrem Mann Carl Ferdinand Cori den Nobelpreis für die Entdeckung des Verlaufs des katalytischen Glykogen-Stoffwechsels, umgangssprachlich auch als Zuckerstoffwechsel bekannt. Sie war die erste Frau, die einen Nobelpreis der Physiologie oder Medizin verliehen bekam und somit Vorbild für viele weitere Wissenschaftlerinnen.

Der zyklische Verlauf desGlykogen-Stoffwechsels wird auch heute noch als Cori-Zyklus bezeichnet. Der Kreislauf beschreibt folgendes: Zucker wird in der Muskulatur zu Energie umgewandelt. Dabei entsteht Lactat als Abfallprodukt. Das Lactat wird dann durch den Blutkreislauf in die Leber transportiert. Hier kann es durch die Energie von Fett(säuren) wieder in Zucker umgewandelt werden. Der entstehende Zucker kann dann entweder gespeichert werden oder er gelangt durch den Blutkreislauf wieder zur Muskulatur. Die Entdeckungen der Coris zum Zuckerstoffwechsel legten den Grundstein für weitere Forschungen und Entdeckungen.

Den Lohn für „Cori-Ester“ bekam zunächst nur ihr Mann

Das effektive Cori-Team forschte auch an den Effekten der Hormone Insulin und Adrenalin im Zuckerstoffwechsel. 1936 konnten sie erstmals Glucose-1-phosphat isolieren, welches auch den Namen Cori-Ester trägt. Den Lohn für diese Errungenschaft wurde jedoch zunächst nur ihrem Mann zugeschrieben. Zahlreiche weitere Erfolge auf dem Gebiet der Biochemie folgten. Jedoch wurden ihre wissenschaftlichen Erfolge nicht gewürdigt. Während Carl Cori 1931 auf eine Professur berufen wurde, erhielt Gerty Cori erst 1943 eine Assistenz-Professur. Fünf Jahre später, 1947 wurde auch Gerty auf eine „vollständige“ Professur berufen – dem selben Jahr, in dem Gerty und Carl Cori den Nobelpreis der Physiologie/Medizin erhielten.

Ein Vorbild für Frauen in der Medizin

Ein Jahr nach der Nobelpreisverleihung wurde bei Gerty Cori die seltene Krankheit Myelofibrose, eine Erkrankung des Knochenmarks, festgestellt. Dennoch arbeitete sie engagiert bis zu ihrem Tod weiter. Sie war somit nicht nur Vorreiterin für Frauen in der Medizin, sondern auch Vorbild für sie. Dennoch vergingen 30 Jahre, bis erneut eine Frau – Rosalyn Sussman Yalow – 1977 den Nobelpreis der Physiologie/Medizin erhielt.

Nobelpreise gehen immer noch zum Großteil an Männer

Auch 73 Jahre nachdem die erste Frau einen Nobelpreis in der Physiologie erhalten hat ist der Frauenanteil erschreckend gering: Bisher haben nur 12 Frauen einen Nobelpreis für Physiologie/Medizin erhalten. Im Vergleich dazu liegt der Männeranteil mit 204 Nobelpreisträgern in der Disziplin deutlich höher. Jedoch zeigt sich, dass der Abstand zwischen den Verleihungen an eine Frau sich mittlerweile verkürzt hat. Waren es vor dem Jahre 2000 noch durchschnittlich acht bis neun Jahre, so vergehen nach 2000 im Durchschnitt nur noch rund zwei bis drei Jahre bis zu einer Nobelpreisträgerin in der Physiologie/Medizin.

Nobelpreisträgerinnen für Physiologie oder Medizin:

  • 1947: Gerty Cori und Carl Ferdinand Cori: „für ihre Entdeckung des Verlaufs des katalytischen Glykogen-Stoffwechsels“
  • 1977: Rosalyn Sussman Yalow: „für die Entwicklung radioimmunologischer Methoden der Bestimmung von Peptidhormonen“
  • 1983: Barbara McClintock: „für ihre Entdeckung der beweglichen Strukturen in der Erbmasse“
  • 1986: Rita Levi-Montalcini und Stanley Cohen: „für ihre Entdeckung des Nervenwachstumsfaktors“
  • 1988: Gertrude Belle Elion, James Whyte Black und George Herbert Hitchings: „für ihre wegweisenden Entdeckungen wichtiger biochemischer Prinzipien der Arzneimitteltherapie“
  • 1995: Christiane Nüsslein-Volhard, Edward B. Lewis und Eric F. Wieschaus: „für ihre grundlegenden Erkenntnisse über die genetische Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung“
  • 2004: Linda B. Buck und Richard Axel: „für die Erforschung der Riechrezeptoren und der Organisation des olfaktorischen Systems“
  • 2008: Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier: „für die Entdeckung des HI-Virus“
  • 2009: Elizabeth H. Blackburn, Carol W. Greider und Jack Szostak: für die Entdeckung, „wie Chromosomen durch Telomere und das Enzym Telomerase geschützt werden“
  • 2014: May-Britt Moser, Edvard Moser und John O’Keefe: „für Entdeckungen von Zellen, die ein Positionierungssystem im Gehirn bilden“
  • 2015: Youyou Tu: „für ihre Entdeckungen betreffend eine neuartige Therapie für Malaria“

Quellen:

Nobelprize.org (2014): „Gerty Cori – Biographical“. Nobel Media AB 2014.

Marc Scheloske (2008): Karriere im Schatten: Die Nobelpreisträgerin Gerty Theresa Cori. In: Science Blogs. 

Foto: von National Library of Medicine, Images from the History of Medicine, B05353 [Public domain], via Wikimedia Commons

/Deliah Michely

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