Zuletzt aktualisiert am 6. September 2019

Marie* und Annika* mögen Einzelfälle sein. Aber die Erfahrungen, die sie in ihrer Ausbildung zur Industriemechanikerin gemacht haben, zeigen, dass die Branche noch an sich arbeiten muss, um Frauen den Einstieg in technische Berufe zu erleichtern.

Marie*, 22, begann ihre Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführerin bereits mit 16, nachdem sie das Fachabitur in Metalltechnik absolviert hatte. Ihre Ausbildung schloss sie als eine der Besten ab, wechselte danach aber den Beruf, weil der Arzt bei der damals 19-Jährigen Arthrose in den Handgelenken diagnostizierte. Annika*, 23, startete nach dem Abitur ein duales Studium zur Industriemechanikerin für Maschinen- und Anlagenbau. Das Studium führte sie trotz sehr guter Leistungen jedoch nie zu Ende.

Annika*, du studierst jetzt Technikjournalismus. Was hat dich zum Wechsel bewegt?

Annika*: Ich war schon immer technisch interessiert und wollte deswegen Maschinenbau studieren. Auch der handwerkliche Aspekt war für mich interessant, weil ich zuhause viel handwerklich mache. Mir ist aber in der Ausbildung so viel Gegenwind entgegengekommen, dass ich beschlossen habe, sie nicht weiterzuführen. Ich wollte in die Kommunikation gehen und dafür sorgen, dass Frauen in der Technik präsenter werden.

Marie*, du arbeitest jetzt als Erzieherin. Ist das nicht das genaue Gegenteil – also gewissermaßen ein typischer Frauenberuf?

Marie*: Ja, das ist der komplette Wechsel, wobei mir die Zeit als Industriemechanikerin schon viel mitgegeben hat. Es gab viel Negatives, aber auch viel Positives. Aber der Job als Erzieherin ist für die Familie besser. Wenn ich – wie damals – im Drei-Schicht-System oder auch nur im Zwei-Schicht-System bin und eine Familie gründen möchte, dann stellt sich die Frage: Wie mache ich das mit den Kindern, wenn mein Mann die gleichen Schichten hat? Wo soll ich die Kinder hingeben? Und als Frau kriegt man es anders nicht gehandhabt. Als Mutter müsste ich zur Arbeit kommen, auch wenn das Kind krank wird. Da hat der Betrieb kein Einsehen – das haben sie mir sehr wohl zu verstehen gegeben.

Ist der Beruf des Industriemechanikers eurer Meinung nach ein typisch männlicher Beruf? Oder konntet ihr auch weibliche Facetten in diesem Berufsfeld erkennen?

Annika*: Also, tatsächlich ist es ein typisch männlicher Beruf und die Männer wollen, dass das so bleibt. Ich wurde in meiner Firma eingestellt, weil ich eine Frau bin und das schön für die Quote ist. Der Umgangston ist aber so rau, so wie man sich das vorstellt, und die Arbeitskleidung passt Frauen nicht. Ich hatte in meinen zwei Jahren keine einzige Hose, die mir gepasst hat. Ich habe Größe 54 getragen und Hosen mit Haargummis zugemacht, weil meine Hüfte so breit ist, dass ich keine Männerhosen tragen kann. Ich habe zwei Jahre versucht, eine Frauenhose zu bekommen. Die hätte ich mir selbst kaufen müssen, die wäre nicht bezahlt worden.

Eine Industriemechanikerin braucht laut Marie* Kraft. /Quelle: Pixabay

Marie*: Da kann ich mich anschließen. Wir haben normale Latzhosen getragen und Poloshirts, die passten, die Arbeitsschuhe auch, aber ich hatte auch immer Männergrößen. Und ich bin sehr groß mit 1,80 Meter, das heißt unten war immer Hochwasser und oben war immer alles zu breit. Ich habe dann irgendwann mal gefragt, ob es Frauengrößen gibt. Gab es aber nicht und dann habe ich mir gedacht: Gut, jeder läuft hier im Sack rum, was soll’s? Aber da fängt es dann schon an: Es gibt ja überall Arbeitskleidung und die müsste eigentlich auch jedem passen. Und der Job, den ich beim Biegen von Metallteilen gemacht habe, ist eine ziemliche Kraftarbeit. Man muss zu zweit 120 Kilo stemmen und biegen – das geht, allerdings sollte man kräftig sein und nicht so dünne Ärmchen haben.

Wie seid ihr damals auf den Beruf aufmerksam geworden?

Annika*: Durch ein Praktikum, das ich vorher gemacht habe, war klar, dass ich gerne Ingenieur werden wollte, da bot sich das duale Studium an. Und wenn man das Maschinenbaustudium macht, dann ist fast immer der Industriemechaniker angeschlossen. Weil ich handwerklich begabt bin, habe ich gedacht: Gut, ich schaff‘ das schon. Ich habe auch gedacht, dass ich wahrscheinlich eine der wenigen oder sogar die einzige Frau bin. Aber man geht dennoch davon aus, dass man respektvoll behandelt wird.

Marie*: Das Fachabi war Metalltechnik. Das ging aber auch, weil ich zuhause gerne selbst gebaut oder geschraubt habe. Ich habe vorher nie ein Praktikum irgendwo gemacht. Ich war einmal bei meinem Cousin in der Firma und habe mich dann da beworben. Für mich war es allerdings nicht so leicht, genommen zu werden, weil die Frauenquote denen egal war. Ich musste schon lange von mir überzeugen, damit ich die Stelle kriege. Ich war dann oft besser als die ganzen Kerle da, weil wir Frauen einfach genauer sind. Und das ist auch das Gute in dem Job: Wir sehen einfach viele Dinge, die Männer nicht sehen. Und der Geldaspekt: Wo verdient man besser als in der Industrie? Auch in der Ausbildung.

Annika*: Ich weiß, wie viel man tariflich verdient, das kann man nachgucken. Und meine Firma hat übertariflich bezahlt. Ich hatte in der Ausbildung im letzten Jahr 980 Euro zur Verfügung. Geldtechnisch war das ein Segen.

Klar, das macht das Ganze natürlich attraktiver. Gab es denn für euch auch Vorbilder im technischen Bereich?

Annika*: Für mich gibt es Vorbilder in der Technik und vor allem auch im wissenschaftlichen Bereich. Ich interessiere mich sehr für „Quarks und Co“ und naturwissenschaftliche Themen. Mein Vater ist handwerklich begabt, und dann war das immer ein Thema bei uns zuhause.

Marie*: Bei mir gab es keine direkten Vorbilder. Ich musste zuhause immer viel mit anpacken. Dennoch war da keine Begeisterung, dass ich Industriemechanikerin werden wollte.

Eure Vorbilder waren dann eher Männer?

Annika*: Also ich würde sagen, das waren Männer. Mir war das aber egal. Ich habe vor der Ausbildung nicht darüber nachgedacht, dass es so einen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Mir war das nicht bewusst. Auch Feminismus war für mich damals noch gar kein Begriff. Mir ist das erst in der Ausbildung klar geworden.

Wolltet oder wollt ihr Vorbild sein?

Annika*: Ich würde mir das wünschen. Ich glaube, es ist wichtig, dass Frauen mehr gesehen werden in der Technik und auch in MINT-Fächern, damit Mathe, Informatik und Naturwissenschaften eben nicht mehr männerdominiert sind. In unserer Gesellschaft, glaube ich, haben viele Frauen das Gefühl, sie können nicht in die Richtung gehen, sie werden nicht gefördert. Das ist nicht das, was erwartet wird. Und das finde ich schade.

Marie*: Also ich habe nie so darauf geschaut, ob eine bestimmte Arbeit von einer Frau gemacht wird oder nicht. Deswegen finde ich das persönlich schwer zu sagen, ob ich ein Vorbild sein möchte. Aber, ich finde, dass viele einfach mal eine technische Ausbildung machen sollten. Ich bin immer der Ansicht, dass man das zu Ende bringen sollte, was man angefangen hat, und danach kann man urteilen.

Es wurde eben schon einmal kurz angesprochen: Was haben denn eure Freunde und Familie gesagt, als ihr euch für den Job entschieden habt?

Marie*: Bei mir gab es keinen Zuspruch. Jeder hat mich gefragt, was das soll. Ich sei eine Frau und würde das nicht schaffen. Es war ganz klar, Industriemechaniker ist ein absoluter Männerberuf. Meine Familie kennt den Betrieb, in dem ich gearbeitet habe, und die Chefs sehr gut, auch persönlich. Und da hat keiner gesagt: Das ist meine Tochter, die Marie*, würdet ihr die nehmen? Ich bin dahin gegangen, ohne dass die Chefs wussten, wer ich bin.  Das ist dann erst auf der Weihnachtsfeier aufgefallen.

Annika*: Bei mir war das andersherum. Meine Eltern und meine Familie waren wahnsinnig stolz, die fanden das total super, so nach dem Motto: Unsere Tochter geht jetzt in einen technischen Beruf. Und die macht jetzt ein duales Studium, ganz toll. Der Abbruch des Studiums, obwohl ich die Ausbildung beendet habe, führte dazu, dass die Hälfte der Familie ihre Unterstützung entzogen hat. Hinter meinem Rücken wird jetzt geredet, ich sei eine Abbrecherin. Dass ich handwerklich etwas kann, wird auch in der Familie nicht anerkannt. Wenn meine Onkel über technische Sachen reden, dann wird mit mir geredet, als hätte ich keine Ahnung – immer so, wie mit meiner Oma geredet wird, die keine Ahnung von Technik oder Physik hat.

Gibt es denn auch positive Erfahrungen oder Erinnerungen, die ihr aus der Ausbildung mitgenommen habt?

Marie*: Mit meinen Kollegen von der Schicht, auf der ich später war, treffe ich mich jetzt noch. Ich bringe jetzt noch Pizza oder Eis vorbei. Ich wurde schon bestärkt. Mir wurde beigebracht, dass man sich auch mal zusammenreißen und etwas durchziehen muss. Man kann nicht immer sagen: Ich kann das nicht, mir ist das gerade zu schwer. Und man muss sich durchsetzen können, man muss zwar mal Sachen schlucken, aber man muss auch mal sagen: So geht das jetzt nicht.

Annika*: Ich mag das, was ich gelernt habe. Handwerklich habe ich mich wahnsinnig weiterentwickelt. Mit Maschinen arbeiten zu können, technisches Verständnis zu haben, das hilft mir. Das macht mir Spaß. Und ich fühle mich gestärkt, aber oft aus einem Sich-Durchsetzen, auch gegen Männer. Und den männlichen Kollegen auch mal zu sagen: Was du sagst, ist falsch, das stimmt so nicht. Oder: Bis hier hin und nicht weiter. Und man lernt früh aufzustehen, irgendwo hinzugehen, die Arbeit über die Bühne zu bringen – und zwar konzentriert. Solche Sachen habe ich gelernt, also wirklich zu arbeiten.

Die negativen Erfahrungen habt ihr ja eben schon einmal kurz angesprochen. Vielleicht noch einmal ganz konkret: Wurdet ihr mit Anfeindungen oder Sexismus konfrontiert?

Marie*: Das war nach meinem Fachabi, da war ich gerade 16. Wenn du als Frau durch die Halle gehst, da dreht sich erstmal jeder Mann um, und es wird getuschelt. Meistens sind es ja die Bürofrauen. Wenn du also die erste bist, die da in der Latzhose rumrennt, ist das Ganze nochmal interessanter. Dann hatte ich da auch ziemlich mit Anfeindungen zu kämpfen und bin zu meinem Ausbilder gegangen. Der – ich kann ihn immer nur in Schutz nehmen – ist sofort zum Chef gegangen. Dann wurde es aber so hingestellt, dass ich lügen würde. Im Endeffekt konnte er nichts machen. Wir beide wussten die Wahrheit und die anderen – es waren drei Männer – haben gesagt, es war nicht so. Die haben zwar auch eine Abmahnung bekommen, aber danach war mir klar: Beim nächsten Mal gehst du nicht mehr hoch. Wenn ich danach nämlich etwas aus dem Lager gebraucht habe, hat mir keiner mehr geholfen.

Der Gang ins Lager wurde für Marie* und Annika* regelmäßig zum Spießrutenlauf. /Quelle: Siefer

Und später hatte ich das auch in meiner Ausbildung beim Biegen. Dann ist man mal hinter die Maschine gegangen, um heimlich eine zu rauchen, und dann war auf einmal die erste Hand an deinem Hintern oder an deinem Oberschenkel, wo du dir dachtest: Mein lieber Herr! Da war ich vielleicht 18. Ich hatte auch anfangs in meiner Schicht sehr viele Probleme, weil jeder gesagt hat: Du gehörst hier nicht hin, du kannst nichts. Ich hatte aber auch immer lange Nägel, immer schön mit Nagellack und sah vielleicht auch aus wie eine Puppe. Nach drei Monaten hat sich das Ganze gedreht, weil jeder gesehen hat, dass ich arbeiten kann und dann hat zumindest diese eine Schicht, in der ich später dann auch geblieben bin, mir immer geholfen. Aber ich hatte Abteilungen, wo die Vorarbeiter nicht mit mir gesprochen haben, weil ich eine Frau bin. Da brauchte ich immer jemand anderen, der für mich gesprochen hat, weil ich übersehen und überhört wurde. Und auch viele andere Vorarbeiter haben gesagt: Die kommt nicht hier hin, nachher bricht ihr Nagel ab und nur so Sachen. Man kriegt Sprüche, aber mit Sprüchen kann ich umgehen, das finde ich nicht schlimm. Man kann auch mal den Kerlen sagen: Halt jetzt mal die Fresse, mir reicht es, wenn das weitergeht ziehe ich dir eine ab. Das ist halt ein anderer Umgangston, dann kannst du das auch mal machen oder denen mal eine Schraube gegen den Kopf werfen, dann hat sich das. Es ist anders, als in der Welt, in der ich jetzt arbeite.

Annika*: Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Es war ganz schön in der ersten Woche, der Einführungswoche. Dann hat sich die IG Metall vorgestellt. Ich habe mich auch eingetragen, ich bin bei der IG Metall. Drei Tage später bekam ich eine Nachricht von einer unbekannten Nummer auf WhatsApp. Jemand hatte sich meine Nummer aus dem System gezogen und schrieb mir, ich sei ja die neue Hübsche, man könne sich ja sicher mit mir treffen. Ich habe das sehr schnell auf die Anmeldung bei der IG Metall zurückgeführt und war sofort beim Chef. Der Kerl hat seine Sanktion bekommen. Das war gut für mich, weil das in meinem Jahrgang und in der Ausbildungshalle Wellen geschlagen hat. Das hat erstmal einen großen Knall gegeben und dadurch habe ich mehr Respekt bekommen.

Meine Ausbilder standen leider nicht so ganz hinter mir. Hübsche, Süße, Schöne – ich wurde nie mit Namen angesprochen, ich war immer nur die Hübsche, Kleine, Süße. Sachen wie: Zieh mal deinen Ausschnitt runter, du musst mal ins Lager, wir brauchen was. In den Praxisphasen war es dann schlimmer. In der Halle erinnere ich mich an einen Herrn, der immer gesungen hat, wenn ich an ihm vorbeigegangen bin, bis ich mal auf den Tisch gehauen und gesagt habe: Ich bin ein erwachsener Mensch und ich möchte, dass Sie vernünftig mit mir umgehen.

Ich war sehr gut und hatte auch technisches Verständnis und ab dem zweiten Jahr haben wir uns auch um die des ersten Jahres gekümmert, aber um die, die eine normale Ausbildung machten. Die waren 16, also drei, vier Jahre jünger als ich und denen habe ich dann Mathe beigebracht. Und da kamen dann so Sachen, kurz bevor ich in den Raum reinkam: Ja, die Kleine, die knall ich auf jeden Fall noch, die flank ich total weg. Woraufhin ich dann zum Ausbilder gegangen bin, der mich dann mit hochgezogenen Schultern ansah und sagte: Wenn du dem was an den Kopf wirfst, haben wir nichts gesehen. Da war klar, das muss man allein regeln und gegebenenfalls auch mit Gewalt. Das hat schon dazu geführt, dass man anfängt, zu überdenken, was man anzieht. Wir hatten keine Polohemden, wir hatten T-Shirts unter den Blaumännern und ich hab immer die großen Shirts getragen, also die in L, die mir meilenweit zu groß waren. Um halt angezogen zu sein und damit auch nicht geredet wird.

Was war denn letztlich der ausschlaggebende Grund für euch abzubrechen oder den Job zu wechseln?

Marie*: Für mich ganz klar die Arthrose, weil es nicht mehr ging. Und ich hatte ein Gespräch mit der Geschäftsführung, da wurde mir gesagt: Sie können eine höhere Stelle bekommen. Aber dann können Sie in den nächsten Jahren erst einmal nicht schwanger werden. Da wurde so herablassend mit mir gesprochen, was einfach nicht geht.

Annika*: Bei mir war es der Gegenwind, weil ich immer gehört habe, ich sei nicht so gut. Ich habe tatsächlich am Ende die beste Abschlussnote gehabt von meinen vier Leuten, aber es hieß immer ich könnte nichts, das sei nichts für mich, ich hätte kein technisches Verständnis. Und ich habe keine Unterstützung bekommen, auch innerhalb meines Studiums nicht. Dann war irgendwann klar: Allein möchte ich das nicht durchziehen, das macht mich kaputt.

Was muss eurer Meinung nach getan werden, um die Rahmenbedingungen für andere Frauen besser zu machen?

Annika*: Es muss für Respekt gesorgt werden, der hat mir oft gefehlt. Ja, irgendwann kam man mit denen klar. Aber allein die Tatsache, dass das Hinterherrufen als normal angesehen und akzeptiert wird, finde ich ganz schwierig. Das ist vielleicht auch ein gesellschaftliches Problem, aber die Firmen müssten echt viel, viel, viel mehr dafür tun, dass Frauen gleichgestellt und dass solche Sachen beim Chef nicht unter den Tisch gekehrt werden.

Marie*: Ich sehe das auch so. Da müsste härter eingegriffen werden. Es gibt Leute, wie meinen Ausbilder oder gewisse Kollegen, die hinter einem stehen. Aber die Geschäftsleitung denkt sich: Wieso sollen wir uns mit sowas Kleinem rumärgern. Warum eine Welle für eine Frau machen, die wusste ja, wohin sie kommt, ist doch klar, dass die Männer die anmachen. Dieses Bild müsste geändert werden, aber ich finde von oben. Wenn die oben hart durchgreifen, versteht jeder unten, dass das nicht geht.

Können die Medien dazu beitragen, dass sich etwas ändert?

Marie*: Ich glaube, das ist so schwierig. Ich glaube nicht, dass sich wirklich was ändern würde, weil diese Leute, die da arbeiten… nein, ich glaube nicht.

Annika*: Ich glaub schon, aber es müssten die richtigen Medien sein. Ich weiß zum Beispiel, dass bei uns die Bildzeitung gelesen wurde. Und wenn solche Medien anfangen würden, diese Genderrollen aufzubrechen und Frauen als Menschen anzusehen, dann würde sich etwas ändern. Und ich glaube auch, dass mehr Sichtbarkeit und Normalisierung dazu beitragen würde. Es war halt immer so, dass es hieß: Wow, du machst den Industriemechaniker, wie krass ist das denn? Ja, das ist nicht krass, das ist ein Ausbildungsberuf wie jeder andere. Normalisiert das mal und dann wird man auch nicht wie so ein Einhorn behandelt in der Halle.

Wie Frauen mit Technik in den Medien dargestellt werden, kann eine Rolle spielen. /Screenshot: Schneider

Was müsste sich für euch ändern, damit ihr dem Beruf noch einmal eine Chance geben würdet?

Annika*: Das wird bei mir nicht passieren, tut mir leid. Ich habe so viele negative Erfahrungen gemacht, dass ich mir nicht vorstellen kann, in dem Beruf zu arbeiten. Das führt bei mir so weit, dass ich das Berufsschulzeugnis nicht bei mir zuhause liegen hab, und ohne das Zeugnis kann ich gar nicht in dem Beruf arbeiten. Ich müsste in eine sehr, sehr schwierige finanzielle Situation kommen, dass ich das auf mich nehmen würde.

Marie*: Ich glaube, wenn es da eine Stelle gäbe, wo ich als Mutter genauso handeln könnte, wie ich es sonst machen würde, und hätte ich das mit der Arthrose nicht, wüsste ich gar nicht, ob ich wirklich gewechselt hätte. Ich glaube, dann würde ich es wieder machen. Aber mit der Bedingung, dass man auch von den Chefs geschätzt wird.

/Juliane Schneider

*Die Namen wurden von der Redaktion geändert.

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