Zuletzt aktualisiert am 3. Mai 2022
Inzwischen ist die zweite Feldphase des Forschungsprojekts „Elektrotechnik statt BibisBeautyPalace“ abgeschlossen. Die im Herbst 2021 geführten Interviews, in denen Schülerinnen Technikvideos angesehen und kommentiert haben, sind transkribiert und in der Auswertung. Erste Einblicke in die Ergebnisse.
Insgesamt kamen die Technikvideos bei den befragten Schülerinnen gut an. Nahezu jedes Video erhielt einen „Daumen hoch“. Besonders gut hat den Mädchen das Follow-Me-Around-Format gefallen, bei dem die Protagonistinnen ihre Zuschauer*innen auf eine Erkundungstour durch eine technische Hochschule mitnehmen und sich dabei filmen. Positiv wurden auch Videos mit Zeichnungen und Animationen bewertet, da sie das Verständnis der gesprochenen Erklärungen erleichtert hätten, so die Interviewten. Zudem ist die Glaubwürdigkeit der Protagonistinnen offenbar ein wichtiges Kriterium für gute Technikvideos. So wurde ein Video positiv bewertet, in dem die Protagonistin die vorgestellte Technik authentisch einordnet:
„Ich fand es cool, dass man eingeblendet gesehen hat, wie sie das macht. Und dass man eine persönliche Erfahrung herübergekriegt hat und am Ende ein Feedback von ihr, wie sie es fand – was sich auch sehr ehrlich angefühlt hat.“
Vanessa*, 14 Jahre
Technik-Expertinnen sollen glaubwürdig sein
Die befragten Schülerinnen wünschten sich nachvollziehbare Erklärungen zur Technik, die einem roten Faden folgen. Negativ haben sie eine zu schnelle Abfolge von Bildern oder Erklärungen bewertet. Aber auch Kritik haben die interviewten Mädchen geübt. Nicht jede Protagonistin in den Technikvideos konnte sie überzeugen. Glaubwürdigkeit und Professionalität leiden zum Beispiel, wenn zu schnell und undeutlich gesprochen wird. Auch die Ausstrahlung der Protagonistinnen ist entscheidend:
„Also es kam so ein bisschen rüber, als ob sie gar nicht glauben würde, was sie so erzählt. Sondern, dass sie das einfach so sagt. Also ich finde, dass sie nicht wirklich davon überzeugt ist, was sie erzählt.“
Sophie*, 15 Jahre
Technikinteresse und Mediennutzung
Alle acht Interviews sind transkribiert und befinden sich in der Auswertung. Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2021 hatten Schülerinnen in Ferienprojekten Videos zu technischen Themen gedreht. Im Herbst haben sie weitere Schülerinnen im Alter von 14 bis 16 Jahren aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in Einzelinterviews bewertet.
Jede befragte Schülerin sah drei Videos, davon zwei von Mädchen ihrer Altersgruppe und eines von Studierenden des Technikjournalismus und der Visuellen Technikkommunikation. Gefragt wurden sie unter anderem danach, was ihnen gefallen oder nicht gefallen hat und was sie selbst anders gemacht hätten. Ziel der Interviews war es herauszufinden, ob das Bestreben, Technik interessant zu vermitteln, erreicht wurde. Zudem sollten tiefere Einblicke in ihr Interesse an Technik und ihre Mediennutzung gewonnen werden.
Bewertung per App
Nachdem die Videos nun intensiv von einzelnen Mädchen evaluiert worden sind, sollen die gewonnen Erkenntnisse auf eine breitere empirische Basis gestellt werden. Mit einer App wird es nun etwa 100 Schüler*innen möglich sein, Technikvideos von Mädchen (und Studierenden) anzusehen und zu kommentieren. Abschließend sollen die Erkenntnisse in Leitlinien für eine Technikvermittlung in Videos münden, die Mädchen gefallen, aber auch weitere Zielgruppen mit unterschiedlicher Technikaffinität erschließen können.
Das Forschungsprojekt wird von der Volkswagen Stiftung gefördert.
/Deliah Michely
*Die Namen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen von der Redaktion geändert.