Zuletzt aktualisiert am 13. März 2019
Laura Kampf – Die Makerin und Videoproduzentin beschreibt in ihrem Vortrag an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wie sie zu dem gekommen ist, was sie heute macht.
„Schon als Kind habe ich die Frage, was ich später einmal machen möchte, gehasst“, beschreibt Laura Kampf am 25. Oktober in ihrem Vortrag an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wie sie zu dem gekommen ist, was sie heute macht. Mit 300.000 Abonnenten auf der Videoplattform Youtube ist sie eine der erfolgreichsten – wenn nicht sogar die erfolgreichste – „Makerin“ in Deutschland. Die britische Zeitschrift „The Spectator” schreibt über sie: „If you want to know how to make an uncomfortable-looking chair, or a skateboard cargo rack for your bike, she’s your woman.“
Früher Heimwerker – heute „Maker“
Das „Beer-Bike“ – eine Sackkarre geschweißt an ein Fahrrad, der „Bit Safe“ – eine Halterung für Akkuschrauber-Bits in einem ausgehöhlten Feuerzeug oder das „Festival-Bike“ – ein BMX-Rad mit Toilettenpapier-Halterung, Radio, Campingkocher, Kühlbox und Flaschenöffner; Laura Kampf hätten manche vor einiger Zeit vielleicht als Heimwerkerin bezeichnet, heute bezeichnet man sie als „Makerin“.
Die so genannten „Maker“ bauen neue Dinge, meist indem sie alte Dinge umfunktionieren, umbauen oder miteinander verbinden. Während der Arbeit filmen sie sich und laden ihre Videos bei Youtube oder anderen Plattformen hoch. Auf die Frage, wieso ihre Videobeschreibungen und -titel immer auf Englisch sind, antwortet Laura Kampf, ohne lange zu überlegen: „Ich möchte niemanden ausschließen, wenn jemand in Amerika meine Videos schaut, soll er sie genauso verstehen können wie jemand in Deutschland.“ Zudem sei die Maker-Community in Amerika bedeutend größer als hierzulande.
„Du versuchst, Deinen Weg zu machen und ans Ziel zu kommen“
Zeitweise wohnte Laura Kampf in ihrer Werkstatt, stellte aber fest, dass es nicht sehr angenehm ist, morgens mit Sägespänen in den Haaren aufzuwachen. Heute lebt sie in einem selbstgebauten Wohnwagen in Köln -selbst eines der größeren Projekte, das auf ihrem Youtube-Kanal zu sehen ist. Ihr Hund Smudo, dem sie kurzerhand ein kleineres Abbild ihres eigenen Wohnwagens gebaut hat, ist stets dabei. Als Kind habe man ihr oft gesagt „Mach‘ doch, was Du willst!“, weil sie in keine Schublade passen wollte. Ihr Abitur machte die heute 35-Jährige zum einen ihren Eltern zuliebe, zum anderen um noch ein paar Jahre Zeit zu haben, zu überlegen, wie die Zukunft aussehen soll. Schon während der Schulzeit jobbte sie in den verschiedensten Bereichen, aber nie konnte sie etwas so begeistern, dass sie es länger als ein paar Monate machen wollte.
Anfangs wollte sie Cutterin werden, dann Kameraassistentin, schließlich landete sie in Düsseldorf und studierte Kommunikationsdesign. Oft sah sie sich mit der Kritik konfrontiert, dass sie die Dinge, die sie anfange, nicht zu Ende bringe. „In Deutschland wachsen wir damit auf, immer alles planen zu müssen, das hat mich irgendwie gelähmt. In Amerika zum Beispiel ist es okay, auch mal etwas falsch zu machen oder etwas einfach mal gegen die Wand zu fahren. Ich sehe das Ganze gelassener, wie ein Spiel: Du versuchst, deinen Weg zu machen und ans Ziel zu kommen. Irgendwann wirst du richtig gut darin, zu scheitern und neue Lösungen zu finden“, sagt Laura Kampf und ruft die zuhörenden Studierenden dazu auf, Dinge einfach auszuprobieren und zu schauen, wohin sie führen.
Tätowiermaschine als Wendepunkt
Während ihres Studiums des Kommunikationsdesigns in Düsseldorf belegte Laura Kampf ein Seminar in dem man „Alltagsgegenstände“ kreieren sollte. Dort baute sie eine Tätowiermaschine. Danach war klar, was sie machen möchte, es fehlte nur noch das „Wie“. Auf der Suche also nach einem passenden Job, arbeitete sie an verschiedenen Stellen, die sie fachlich weiterbrachten und bei denen sie Zugang zu großen, bislang unbekannten Maschinen hatte. Schließlich suchte sie sich eine eigene Werkstatt und baute Möbel und Lampen. Dort stellte sie fest, dass sie nichts für den breiten Markt machen wollte „Ich will geile Sachen machen und nicht die, die allen gefallen.“ So entstand ihr persönlicher Traum: „Ich wache morgens auf und habe eine Idee und gucke, wohin sie mich führt.“
„Ich musste ins Internet“
Finanziell hielt sich Laura Kampf mit dem Verkauf von Lampen und mit Rücklagen über Wasser. Im Studium probierte sie einiges auf Youtube aus und stellte irgendwann fest, dass ihr der Kanal eine Jobchance bot. „Ich wusste, ich habe in der Realität keine Chance, also musste ich ins Internet“, erzählt sie. Ihr Logo und ihr heutiges Konzept standen relativ schnell, sodass sie gleich loslegen konnte. Dass die ganze Sache so groß werden würde, damit habe sie nicht gerechnet. Nach einigen Monaten meldete sich der erste Sponsor bei ihr, sodass sie heute von ihrer Arbeit leben kann ohne ihre Ideen marktkonform umgestalten zu müssen. Jeder Partner sieht das fertige Produkt gemeinsam mit den 300.000 Abonnenten erst, wenn das Video online geht.
Die Kamera, meist auf einem Stativ befestigt, bedient sie selbst, auch das Schneiden der Videos übernimmt sie als gelernte Cutterin selbst. In der Regel lädt sie jeden Sonntag ein neues Video von einem ihrer Projekte auf Youtube hoch, jeden Montag muss ihr dann etwas Neues einfallen. „Montags habe ich immer meine Blockade. Mittlerweile bin ich aber gelassener, irgendwann fällt mir immer etwas ein, manchmal erst mittwochs. Ich sage mir aber auch, dass es nicht das Ende der Welt ist, falls ich mal sonntags kein Video hochlade.“
Zusammenarbeit unter „Makern“
„Man sagt immer, man soll seine Kindheits-Helden nicht treffen, weil sie in der Realität womöglich ganz anders sind, als man sie sich vorgestellt hat. Bei der Maker-Community trifft das definitiv nicht zu“, schildert Laura Kampf ihre Erfahrungen. Ihre persönliche Ikone ist Adam Savage. Der US-amerikanische Schauspieler, Modellbauer und „Maker“ wirkt seit 2012 an dem Youtube-Kanal „Tested“, der derzeit etwa 4 Millionen Abonnenten hat, mit. Mittlerweile haben er und Laura Kampf einige gemeinsame Projekte realisiert, beispielsweise eine tragbare Vorrichtung, um Klebebänder mit einer Hand abzurollen und ein Stück abzureißen. „Ich bin mit sehr vielen Menschen in Kontakt getreten und die entstandene Community motiviert mich immer wieder“, beschreibt sie das Verhältnis unter den „Makern“.
„Es wird immer Wege geben, Geschichten zu erzählen“
Auf die Frage, wo sich Laura Kampf in der Zukunft sieht, hat sie eine klare Antwort. Würde es keine Plattform wie Youtube mehr geben, dann würde sie eben einen anderen Weg finden, ihre Geschichten zu erzählen. Mittlerweile hat sie ihre Person als eine Marke aufgebaut, die sie weiter stärkt. Sei es mit Vorträgen wie diesem oder Projekten mit der Community. Wichtig sei für sie, weiterhin unabhängig zu bleiben. Gemeinsam mit einem Team zu arbeiten sei zwar schön, aber dadurch wäre sie auch weniger flexibel: „Meine Videos leben davon, dass ich morgens aufstehe und Sachen mache, die mir einfallen.“ Konkurrenzgedanken habe sie dabei keine. Ganz im Gegenteil, je mehr Menschen mitmachen, desto stärker werde die Branche.
Ihren begeisterten Zuhörern gab sie mit auf den Weg, offen zu sein, für Möglichkeiten, die sich bieten. Sie selbst werde die Frage, was sie einmal werden möchte, nie beantworten können: „Meine größte Stärke ist, dass ich mich nicht auf eine Sache konzentrieren kann. Mir fallen immer neue Dinge ein und eine schlechte Idee kann am Ende auch irgendwie eine gute sein.“
Laura Kampf war eine der Vortragenden der Ringvorlesung zur Zukunft in der Technikkommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Im Wintersemester 2018/19 präsentieren jeden Donnerstag Medienprofis ihre Arbeitsfelder.
/Paulina Zacharias