Zuletzt aktualisiert am 6. April 2020
Aktuell wird wieder diskutiert, ob Mädchen und Jungen getrennt in Mathe unterrichtet werden sollten. Der Hintergrund: Seit Jahren schneiden Mädchen schlechter in Mathematik ab als Jungen. Das hat erneut die Pisa-Studie von 2018 bestätigt. Laut wissenschaftlicher Untersuchungen liegt das aber keineswegs an biologischen Unterschieden der Geschlechter.
In Deutschland lässt sich schon seit Jahren ein Unterschied bei den mathematischen Leistungen zwischen den Geschlechtern feststellen. Auch nach der Pisastudie von 2018 (PDF, 1,6 MB) der OECD haben Mädchen gegenüber gleichaltrigen Jungen immer noch einen deutlichen Lesevorsprung, sind aber ein Stück hinter den Jungen bei den mathematischen Fähigkeiten.
Mathematik-Angst ist das Problem
Schon in der Pisastudie 2015 (PDF, 2,6 MB) untersuchte die OECD den Zusammenhang zwischen Geschlecht und Mathe-Kompetenz. Mädchen gaben öfter an, dass sie unter „Mathematik-Angst“ leiden würden. Doch bei Mädchen, die diese Angst nicht hatten, waren die Unterschiede zu den gleichaltrigen Jungs nicht so deutlich. Die Forscher*innen kamen also zu dem Schluss: „Wenn Jungen und Mädchen gleich starkes Vertrauen in ihre Fähigkeiten setzen, verringern sich die geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede in Mathematik“.
Selbst das Hirn arbeitet gleich
Eine neuere Studie (Gender similarities in the brain during mathematics development) aus dem Jahr 2019 hat sich dieser Frage noch einmal aus Sicht der Biologie angenähert. Die Forscher*innen aus der Abteilung Gehirn und Kognitive Wissenschaft der Universität Rochester untersuchten, welche Hirnareale bei Mädchen und Jungen im Alter von drei bis zehn Jahren aktiv sind, während sie mathematische und. naturwissenschaftliche Probleme lösen. Dabei ließ sich kein Unterschied zwischen den Geschlechtern feststellen.
Geschlechterspezifische Unterschiede sind also offenbar nicht auf genetische Begabungen, sondern auf kulturelle Einstellungen und Erwartungshaltungen zurückzuführen. Eine weitere Metastudie von 2012 (Debunking Myths about Gender and Mathematics Performance (PDF, 1,7 MB)) unterstreicht diese Erkenntnis. Dort wurden die Schulergebnisse von Jungen und Mädchen weltweit verglichen. Auch hier zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen stark schwankten und deutlich mehr von der „Gleichstellung der Geschlechter oder anderen soziokulturellen Faktoren“ der jeweiligen Länder abhängen.
Die Lösung der OECD
Die OECD hat schon 2014 Lösungen formuliert, wie sich das Problem beheben lässt: „Es bedarf konzertierter Anstrengungen seitens der Eltern, Lehrkräfte, Politikverantwortlichen und meinungs-bildenden Kräfte, um Jungen und Mädchen gleichermaßen in die Lage zu versetzen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und zum Wirtschaftswachstum und Wohlergehen ihrer Länder beizutragen.“
/Rebecca Hahn
Diskussion zum Geschlechter getrennten Unterricht: