Zuletzt aktualisiert am 27. Juli 2021

Mädchen aus dem Rhein-Sieg-Kreis haben sich in den Sommerferien an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zur Technik-Youtuberin ausbilden lassen. Schon in den Osterferien hatte die Gleichstellungsstelle den Kurs angeboten. Die besondere Herausforderung Ende März: ein komplett digitaler Ferienkurs.

Erneut kooperierten beim Sommerferienangebot der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg die Gleichstellungsstelle und das Forschungsprojekt „Elektrotechnik statt BibisBeautyPalace“. Vom 5. bis 9. Juli wurde für Mädchen ab 13 Jahren der Kurs Werde zur Technik-YouTuberin! angeboten.

Filmfestival inklusive

Letzte Vorbereitungen vor dem Filmfestival im Audimax Hörsaal der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Am letzten Tag des Ferienkurses kamen Studierende und Schülerinnen zusammen, um sich ihre Videos zu zeigen. / Quelle: Michely

Das besondere Highlight dieses Mal: Parallel produzierten auch Student*innen des Technikjournalismus und der Visuellen Technikkommunikation Videos für Mädchen. Am letzten Tag des Kurses gab es ein Filmfestival: Studierende und Mädchen zeigten sich die Videos gegenseitig und wählten die Gewinner*innen beider Gruppen. Von den Mädchen gewannen Elly und Tonya mit ihrem Video über einen Tag an der Hochschule aus Sicht einer Teilnehmerin des Ferienkurses. Dabei zeigten sie Technik-Labore, Roboter und Maschinen und filmten die Hochschule mit einer Drohne. Von den Studierenden gewann Amelie Thielmann mit ihrem selbst animierten Video über Bluetooth.

Wie geht ein Ferien-Distanzkurs?

Der Sommerferienkurs konnte dank der Hygienevorschriften in Präsenz stattfinden. So stand den Mädchen mehr technisches Equipment zur Verfügung, wie zum Beispiel Drohnen, Spiegelreflexkameras und natürlich die Labore der Hochschule. Doch auch ein Ferien-Distanzkurs kann mit der richtigen Vorbereitung erfolgreich sein, so wie der vorangegangene Osterferienkurs. Hier hatten die Mädchen von zuhause aus teilgenommen. Vor Kursbeginn erhielten sie per Post Pakete von der Gleichstellungsstelle. Darin waren neben einem Smartphone-Stativ auch ein Bausatz für einen Roboter oder einen Solarsatelliten sowie weitere Infomaterialien rund um die Bausätze. Mit ihrem Smartphone oder einem Tablet mit Internetzugang war ihre Ausrüstung dann perfekt.

Der Kurs fand über ein Videokonferenztool und die digitale Pinnwand Padlet statt. Auf der Pinnwand waren Informationen zum Videodreh und Videoschnitt bereitgestellt, es wurden Fragen beantwortet und erste Übungen hochgeladen. Für die Kommunikation mit den Kursleiterinnen stand den Schülerinnen ein digitaler Konferenzraum zur Verfügung. In einem weiteren Raum konnten sich die Mädchen untereinander austauschen. Sie vernetzten sich hierzu jedoch lieber selbst über Messenger-Apps.

Was bedeutet Technik für dich?

Eine der ersten Aufgaben für die Mädchen war es zu erklären, was Technik für sie bedeutet. Die ersten Assoziationen fielen vor allem in den MINT-Bereich, also „Ingenieure“ und „Informatiker“. Darauf folgten abstraktere Vorstellungen von Technik, wie zum Beispiel Musik oder Kameratechnik und Bildgestaltung. „Spannend war, dass sich die Schülerinnen in der Diskussion schnell einig wurden, dass jemand, der technikbegabt ist, komplizierte Technik versteht, repariert, entwickelt, programmiert oder baut“, sagt Juliane Orth, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Elektrotechnik statt BibisBeautyPalace“ und zusammen mit Gesche Neusel von der Gleichstellungsstelle der Hochschule Leiterin des Ferienkurses. Nutzer*innen müssten nach Auffassung der Mädchen hingegen nicht technikbegabt sein, so Orth, da Technik meist benutzerfreundlich gestaltet sei.

Begeistert vom Videoschnitt

Groß war das Interesse der Schülerinnen am Videoschnitt: „Tatsächlich habe ich mich auf das Schneiden gefreut, und es hat mir trotz Zeitdruck dann auch sehr viel Spaß gemacht“, berichtet Elly. Die vorgestellte Videoschnitt-App kannten die meisten Mädchen bereits. So konnten sie ihre Erfahrungen mit dem Kurs teilen und sich gegenseitig unterstützen.

Kreativität und Technik

Den Mädchen des Osterferien-Kurses hat offenbar auch das digitale Angebot gefallen, das trotz der Einschränkungen eine eigene kreative Beschäftigung mit Technik ermöglicht hat. Dies hat sich in den unterschiedlichen Technikthemen der Mädchen widergespiegelt: ein Tutorial zum Bau eines kleinen Roboters, eins zum Bau eines solarbetriebenen sich drehenden Satelliten, Basics der Bildgestaltung und Tipps für den Videodreh. Beim letzten Video haben sich zwei Mädchen unser Projekt zum Vorbild genommen, um anderen zu zeigen, wie sie zur Technik-Youtuberin werden können.

Online versus offline

„Die Mädchen haben sich auch im digitalen Angebot selbstständig miteinander vernetzt und gegenseitig unterstützt“, sagt Gesche Neusel, „sie hatten keine Hemmungen, Fragen zu stellen und Kritik zu äußern“. Sie und Juliane Orth freuen sich aber, dass die Mädchen in den Sommerferien wieder an die Hochschule kommen können: „Insbesondere auf das gemeinsame Lachen und die privaten Gespräche, die zwischendurch einfach so entstehen und die man im Distanzkurs eher vermisst hat“, sagt Orth.

Ziel des Forschungsprojektes „Elektrotechnik statt BibisBeautyPalace“ unter der Leitung von Professorin Susanne Keil ist es, herauszufinden, was Technik in den Medien für Mädchen attraktiv macht und so Empfehlungen zu erarbeiten, mit denen Medien das Interesse ihrer Rezipientinnen für Technik, Wissenschaft und Innovationen aufgreifen und fördern können. Das Projekt wird durch die Volkswagenstiftung gefördert.

Der Kurs fand im Rahmen der Ferienkurse „GET together – girls explore technics together“ der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg statt. Die Kurse sollen sowohl unterhalten als auch besonders die Neugier auf und die Leidenschaft für Technik wecken und befeuern. Die GET together Kurse sind Teil der Initiative „Komm mach MINT“, dem nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen.

/Deliah Michely

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